aktualisiert am: 11. Oktober 2022
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Kiki Kogelnig Brunnen in Klagenfurt
(c) AAvK / TAÖ

7 geheime Geschichten über Klagenfurt die man wissen sollte

Gibt es unter Klagenfurt ein Tunnelsystem? Was passiert heute im einstigen Geheimgang durch die Stadtmauer? Und was hat der frühere Galgen mit Fastfood zu tun? Wir haben die geschichtlichen Geheimnisse der Stadt zusammengefasst.

Die Geschichte ist in Klagenfurt allgegenwärtig. Sie begegnet uns auf Schritt und Tritt. Sei es in Form von Gebäuden, Straßen, Häusern, Denkmälern oder Plätzen. Die Historie Klagenfurts kann man nachlesen. Aber die Geheimnisse mancher Orte, die Geschichten über Gräuel und Gewohnheiten früherer Bewohner, muss man sich erzählen lassen. Vieles von der historischen, faktischen Geschichte der Kärntner Landeshauptstadt zeigt sich dem Geschichtskundigen ohne viele Erklärungen. Aber hinter den Mauern, unter den Plätzen, im Dunkeln der Geschichte, verbergen sich die Geheimnisse und Rätsel, die menschlichen Schicksale und unglaublichen Begebenheiten. Wir verraten euch sieben spannende und gleichzeitig erschreckende Geschichten über Klagenfurt. 

Alte Ansichten und mysteriöse Orte

Ein paar dieser „Klagenfurter Geschichten” haben wir versucht, ans Licht zu holen. Wir haben nachgelesen, uns schlau gemacht und uns bei Kundigen umgehört.

Gefunden haben wir diese in Reinhold Gaspers Klagenfurter Geschichte und Geschichten Bänden, im Gespräch mit Austria-Guide Susanne Schlager, die im Rahmen der Führung „Tatort Klagenfurt“ die blutrünstigsten Ecken der Stadt abklappert. Und im Austausch mit Johannes Lebitsch, Mastermind hinter der beliebten Facebook-Gruppe Alte Ansichten von Klagenfurt und Autor der „Klagenfurter Alltagsgeschichten“ in der Kronen Zeitung.

1. Feuerbach: ein Tunnelsystem unter der Stadt

Viele Gerüchte ranken sich bis heute um den Feuerbach. Einem künstlichen Kanal unter der Stadt, der schon während des Baus der Stadtmauer angelegt wurde. Steht Klagenfurt heute tatsächlich auf einem Kanaltunnelsystem à la „Der Dritte Mann“? Kann man diese unterirdischen Kanäle begehen?

Ersteres: Ja. Zweiteres: Nein. Der Feuerbach, der einst in zwei oberirdischen Armen (Stadthaus-Ursulinengasse-Benediktinerplatz bzw. Theatergasse-Waaggasse-Bahnhofstraße) die Innenstadt mit Wasser für den Eigengebrauch, für Pferde, zum Waschen und wohl auch für den Abtransport von Gülle durchzog, vereinigte sich vor der heutigen Landesregierung wieder zu einem Bachbett.

Von hier aus floss er Richtung Stadtsüden weiter und mündete schließlich in die Sattnitz. Und ja, auch fürs Löschen eventueller Feuersbrünste war das Wasser gedacht. Allerdings wurde der Bach Mitte des 19. Jahrhunderts „aus hygienischen Gründen“ tiefergelegt und als unterirdischer Kanal geführt, der nur über ein paar Abgänge im Zentrum erreichbar war. So blieb an gewissen Stellen – etwa dem Fluderbrunnen, der heute im Schillerpark steht – das Schwemmen der Wäsche möglich.

Im Süden Klagenfurts ist noch heute ein Teilstück seines Verlaufs oberirdisch – und für jeden, den es interessiert, ersichtlich: zwischen Kläranlage und dem Auenweg nahe dem Kalmusbad. Wegen des Feuerbachs wurde die Bahnhofstraße – hier mit der Kapuzinerkirche im Hintergrund – seinerzeit „Breite-Bachstraße“ genannt.

2. Am Neuen Platz stand ein Galgen

Bevor Anfang des 16. Jahrhunderts ein Feuer die Stadt in Schutt und Asche legte, waren Hinrichtungen sozusagen ein “zentrales Event”. Der Galgen stand seinerzeit direkt am Neuen Platz, am heutigen Kreuzungspunkt zwischen Rathauseingang und Kramergasse.

Nach dem Wiederaufbau der Stadt entschied man sich ab 1528 doch für einen Standort etwas außerhalb. Noch heute erinnert der Galgenbichlweg in Annabichl daran.

Schließlich wanderte die „Stätte des Grauens“ noch einmal weiter. Pikanterweise genau an jenen Ort an der Rosentalerstraße, wo heute ein beliebtes amerikanisches Fast-Food-Restaurant für hohe Frequenz sorgt. Bei der letzten Hinrichtung im Jahr 1712 wurde ein 12-Jähriger geköpft. Fürs Zündeln in der Innenstadt.

Am Standort des einstigen Galgens von Klagenfurt wurde Jahrhunderte später die Maria-Theresia-Statue gesetzt.

3. Wildes Treiben im Lendhafen

Heute ist es die meiste Zeit eher still im Lendhafen. Das war früher definitiv anders. Baumaterialien, Brennholz und Pörtschacher Marmor wurden am Wasserweg in die Stadt geschifft. Im Lendhafen wuselte es nur so. Es wurde täglich hart gearbeitet. Und in den acht Brandweinstuben, die sich rundherum angesiedelt hatten, entsprechend ausgelassen gefeiert.

Auch die Ausflügler kamen in den Lendhafen. Ab 1853 legte vom Lendhafen ein kleiner Schaufelraddampfer zweimal täglich nach Velden ab. Der Andrang war riesig. Regelmäßig entstanden im Kampf um eine Fahrkarte Rempeleien und Schlägereien.

Um 1860 wurde ein neues Lastschiff getauft und seine Besatzung wusste diesen Anlass in den Hafenkneipen gebührend zu feiern. Zu laut für manche Hafenanrainer. Der Gendarm, der daraufhin vorbei schaute, hatte gegen die betrunkene Horde aber keine Chance. Er landete in voller Uniform im Lendkanal und entkam nur knapp dem Ertrinken.

Im Lendhafen herrschte früher reges Treiben. Im späten 20. Jahrhundert noch wurde das Lendhafenfest gefeiert.

4. Kardinalplatz: die zwielichtigste Ecke

In frühen Jahren hieß der Kardinalplatz noch nicht nach dem kunstsinnigen und bergaffinen Kardinal Salm, der Anfang des 19. Jahrhunderts in Klagenfurt wirkte. In vielen alten Stadtplänen ist er als Viehplatz – wegen des hier stattfindenden Viehmarkts – zu finden. Teilweise hieß er auch Fürsten- oder (in der NS-Zeit) Stuttgarterplatz.

Jedenfalls war dies über lange Zeit hindurch eine der rauheren Ecken der Stadt. Manche behaupten: das Rotlichtviertel. Bis in die Neuzeit herauf hielt sich jedenfalls die Adlerbar, eine Tanz- und Revuebar mit leicht bekleideten Mädchen, in der 1961 ein blutiger Mord an einem Gast begangen wurde. Die 19-jährige „schwarze Susi“, wie sie später von den Medien genannt wurde, schlug einem zudringlichen Verehrer mit dem Stöckelschuh den Schädel ein – sehr romantisch… 

In langen Phasen der Klagenfurter Geschichte galt der Kardinalsplatz als zwielichtiges Viertel der Stadt.

5. Ein Käfig voller Narren am Dr.-Arthur-Lemisch-Platz

Heute ist der Dr.-Arthur-Lemisch-Platz ein Idyll mit großem Brunnen in zentraler Lage. Vor ein paar hundert Jahren ging es allerdings wenig nobel her. Früher war hier nicht nur der Obstmarkt angesiedelt, sondern auch das sogenannte „Narrenhäusl“.

Dabei handelte es sich um einen Käfig, in den jene Klagenfurter gesperrt wurden, die sich kleinere Vergehen und Moralübertretungen geleistet hatten. Offenbar nahm im 16. Jahrhundert die Zahl der unehelichen Geburten so stark zu, dass der Rat ein Narrenhäusl für nötig erachtete.

Nach dem Motto „Wer sich erwischen lässt, ist ein Narr“ wurden die Kleinkriminellen, Betrüger und viele ledig Schwangere hier öffentlich zur Schau gestellt, verhöhnt, beschimpft, bespuckt, manchmal sogar mit dem Nachttopf übergossen. Rauhe Sitten waren das. Gut, dass sie der Vergangenheit angehören.

Der Obstplatz – heute Arthur-Lemisch-Platz – war auch Standort des Klagenfurter Narrenhäusls.

6. Im Geheimgang isst man heute asiatisch

Dass Klagenfurts Zentrum früher von einer massiven Stadtmauer umringt war, weiß man. Der Zutritt in die Stadt war nur über eines der vier großen Tore möglich. Oder man kannte einen – meist verdeckten – Zugang zu einer der Poternen. Diese unterirdischen Gänge durch die Mauer dienten der Flucht, heimlichen Erkundungsgängen oder Gegenangriffen in Form von überraschenden Ausfällen. Drei der Klagenfurter Poternen sind bis in die Gegenwart noch (teilweise) vorhanden Eine ist für jedermann zugänglich: Die Poterne am Kardinalplatz.

Schon jahrelang ist sie ein Gastronomie-Standort, seit zwei Jahren kann man sich hier in der „Kyo Kitchen-Bar“ asiatische Spezialitäten in historischem Ambiente servieren lassen – gemütlich, verborgen und ein bisschen mystisch.

7. Strandbad Klagenfurt galt als Sündenpfuhl

Im frühen 20. Jahrhundert war es noch durchaus üblich, sich streng nach Geschlechtern getrennt im Sommer in die Fluten zu schmeißen. Sprich: Weiblein da, Männlein dort und meist durch einen hohen Bretterzaun getrennt.

Als man 1923 mit der Planung des Klagenfurter Strandbades in der Ostbucht begann und durchsickerte, dass dort keine Trennung von badenden Frauen und Männern vorgesehen war, sorgte das für ordentlichen Unmut und Widerstand vonseiten der katholischen Kirche. Man befürchtete, dass das Strandbad zum Sündenpfuhl verkommen könnte! Eröffnet wurde – allen frommen Sorgenfalten zum Trotz – im Jahre 1924. Sehr fortschrittlich. 😉 

Die katholische Kirche fand es 1923 gar nicht gut, dass im neuen Strandbad Männlein und Weiblein miteinander baden dürfen.

Geheime Geschichte erleben

Hinter den historischen Daten und Fakten verbergen sich viele Geschichten über Klagenfurt und Geheimnisse der Stadt, die im Dunkeln der Vergangenheit fast verloren gingen. Einige engagierte Klagenfurter sammeln und recherchieren diese ungewöhnlichen Stories. Denn die Geschichte Klagenfurts ist mehr als Jahreszahlen und Herrschernamen. Ein Gesicht bekommt sie erst da, wo es auch in der Vergangenheit “gemenschelt” hat.

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