aktualisiert am: 06. März 2024
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Jede Menge Osterkörbe
(c) KW, Tine Steinthaler

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Ostern in Klagenfurt am Wörthersee: Bräuche, Sitten & Kulinarik

Kein anderes Bundesland Österreichs feiert Ostern so besonders und ausgiebig wie Kärnten. Auf welche typischen Bräuche man dabei stößt und was es sonst nirgendwo anders gibt, verraten Kenner der heimischen Tradition wie Food-Bloggerin Tici Kaspar.

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Man könnte fast annehmen, dass die Kärntner Ostern erfunden hätten – so vielfältig sind die Traditionen in der Osterwoche in Klagenfurt. Von der Kunstinstallation bis zum Eierscheiben und Räuchern ist alles dabei.

Hier geht es zu den aktuellen Terminen der katholischen Kirche für Palm- und Speisensegnungen sowie der Feuerweihe.

Fastentuch im Klagenfurter Dom

Bis zum Karsamstag zeigt das diesjährige Projekt „Bist du ein Mensch“ eine Kunstinstallation von der slowenischen Künstlerin Eva Petrič

Die Basis der Kunstinstallation, die bis Ostern zu sehen ist, bilden durchscheinende Folienbahnen, die als dreidimensionale Installation vor dem Hochaltar aufgehängt und von dahinterliegenden Reflektoren beleuchtet sowie mit Musik und Sprachintervallen ergänzt werden.

Palmbuschen binden am Palmsonntag-Wochenende

Das Wochenende des Palmsonntags läutet die Osterferien ein. Zu diesem Anlass werden in ganz Kärnten Palmbuschen gebunden. Manch einer verziert sie mit bunten Bändchen, andere stecken Salz- oder Schokobrezen darauf. Immer mit dabei: zuvor ausgeblasene und bunt bemalte Eier! Generell gilt am Land: Je größer der Hof, desto größer sollte der Palmbuschen sein.

Für die Palmbuschen werden Palmzweige vor der Blüte geschnitten und kühl gelagert. Für den geflochtenen Griff werden Weidenzweige verwendet, die gleich behandelt werden, um sie geschmeidig und saftig zu bewahren.

Die gesegneten Palmzweige haben das ganze Jahr über ihre Bestimmung. Früher wurden die Felder damit abgesteckt, damit der ganze Hof, das Hab und Gut geschützt sind. Heute bleibt ein gesegneter Palmzweig das ganze Jahr über im Haus oder der Wohnung hängen, bis der Jahreskreis sich schließt. Die vertrockneten Buschen werden für das Aschekreuz am Aschermittwoch wiederverwendet.

Gründonnerstag

Wer in der Fastenzeit nicht auf Fleisch verzichten konnte, hält es mit der verkürzten Variante und beginnt spätestens Mitte der Karwoche damit. 

Am Gründonnerstag wird traditionell Spinat mit Spiegelei gegessen. Vorher in vielen Haushalten noch alles sauber gemacht.

Abends wird nicht nur im Klagenfurter Dom die Heilige Messe vom letzten Abendmahl gefeiert. Und auch die Kirchenglocken verstummen. Im Volksmund sagt man: „Sie fliegen nach Rom“ – und läuten erst wieder am Karsamstag zur Auferstehung.

Karfreitag

Der Aberglaube bewegt einige Menschen dazu, am Karfreitag keine Erdarbeiten zu verrichten und auch keine Wäsche zu waschen. Traditionell wird auch der Osterhaufen an diesem Tag errichtet. Der Karfreitag ist mit der Sterbestunde Jesu und der einhergehenden Trauermette der besinnlichste Tag im Jahr für Christen.

Da am Karfreitag keine Kirchenglocken mehr ertönen, zogen einst die Ratschenbuben morgens, mittags und abends von Haus zu Haus, verkündeten die Uhrzeit. Heute lieben es die Kinder, mit Ratschen aus Holz im Freien ordentlich Krach zu machen.

Ostereier färben

Immer mehr Osterfans entdecken das Färben der Ostereier auf traditionelle Art. Knallbunte Ostereier gibt es überall zu kaufen, stecken in so mancher Reindlingmitte, neuerdings kann die Nostalgie begeistern.

Bei der ursprünglichen Weise des Färbens werden traditionell Blätter und Blüten auf Eier gelegt, mit einem dünnen Strumpfstück und Garn gesichert und in einem Zwiebelschalenbad gefärbt. Die Kärntner Food-Bloggerin Tici Kasper zeigt, wie es geht: „Selbstgefärbte Ostereier sind eines der Highlights auf dem Ostertisch.“

Karsamstag

Am Karsamstag wird frühmorgens am Domplatz in Klagenfurt mit einer großen Feuerschale die Feuersegnung vollzogen. Dafür werden trockene Baumschwämme verwendet.

Vereinzelt wird damit zu Hause noch das Herdfeuer angezündet und traditionell der Osterschinken gekocht. Über die Mittagszeit werden die zahlreichen Fleischweihen mit prall gefüllten Weihkörben abgehalten und abends zu den Klängen von „Das Grab ist leer“ das Hochfest zur Auferstehung gefeiert.

Das bestickte Weihtuch bedeckt den Osterkorb, der mit Selchfleisch, Brot, Salz, Eiern und vielem mehr gefüllt ist. Da es bei der Fleischweihe gesegnet wird, darf es seit jeher weder gewaschen noch anderweitig verwendet werden. Im Sommer hängte man es abergläubisch zur Unwetterabwehr auf den Zaun.

Ostersonntag

Das traditionelle Osterfeuer wirkt auf viele bereinigend. Über die Glut, die am Ende übrig bleibt, springt so mancher seit Jahrhunderten zur Mutprobe. Heuer ist es in Kärnten tagsüber untersagt und nur in der Nacht auf den Ostersonntag erlaubt.

Auf Nest- und Eiersuche gehen alle am Ostersonntag, dem höchsten Feiertag der katholischen Kirche.

Traditionelle Osterjause in Kärnten

Nach 40 Tagen Fastenzeit ist die Vorfreude auf die traditionelle Kärntner Osterjause groß. So wundert es nicht, dass kaum ein anderes Fest in Kärnten derart intensiv mit Kulinarik verbunden ist wie Ostern.

Und am reichlich gedeckten Ostertisch spiegelt sich die bunte Vielfalt der Kärntner Köstlichkeiten eindrucksvoll wider. Der Weihkorb lässt sich ideal am Benediktinermarkt zusammenstellen.

Osterschinken, Selchwürstln & Co.

Keinesfalls fehlen darf der “gselchte Schinken„. Er wird in einem Stück gekocht und dann in dünnen Scheiben serviert.

Auch der Schinken im Brotteig ist ein echter Geheimtipp aus dem Oberkärntner Raum, der mit Roggenbrot besonders gschmackig wird. Da das Fleisch nicht zu mager sein darf, verwenden die Bäuerinnen zum Füllen gerne einen Schopfroller.

Ländliche Besonderheiten sind der „Wunter“ aus dem Gailtal, der von einigen wenigen Bäuerinnen als Rarität zubereitet wird. Für diese Spezialität wird eine Wurstmasse in einen Schweinemagen gefüllt, geselcht und gekocht. Diese einmalige Kärntner Kindheitserinnerung wird am Karsamstag nach der Fleischweihe in saftige Scheiben geschnitten und mit Eierkren und dem Kärntner Reindling serviert.

Einen fixen Platz am österlichen Jausentisch haben Würste. Traditionellerweise werden gekochte Selchwürste gereicht, die gemeinsam mit Kren oder scharfem Senf ihre himmlisch pikante Note entfalten.

ber was wäre ein Osterfest ohne einen Kärntner Reindling? Dieser ist das Kernstück der Feierlichkeiten. Diese typische Kärntner Spezialität mit einer Zimt-Zucker- und Rosinenfüllung darf auf keinem Tisch fehlen. 

Ostern im Süden von Österreich erleben

So viel Kulinarik, so viele Bräuche und Sitten erlebt man kaum zu einer anderen Zeit und an einem anderen Ort im Jahr. Kärnten ist wahrlich der Schmelztiegel alter und neuer Ostertraditionen und Klagenfurt die Osterhauptstadt, wenn man das Fest im Frühling mal selbst miterleben möchte!

Ob Klein oder Groß – häufig trachtig gekleidet kommen die Einheimischen zur Palm- und Fleischweihe. Rausgeputzt, um gemeinsam die Fastenzeit zu beenden. Klagenfurt zur Osterwoche allemal einen Besuch wert.

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